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Weihnachten zwischen Wünschen und Möglichkeiten

Weihnachten ohne Geschenke? Für Kinder unvorstellbar – für viele Eltern hingegen eine finanzielle Herausforderung. Denn Geschenke können ganz schön ins Geld gehen. Das führt bei vielen Eltern zu Diskussionen. Wie viel ist angemessen? Und wie lassen sich Geschenke sinnvoll in das Familienbudget einplanen?

© Tomsickova Tatyana/Shutterstock

Anna ist neun und hat im Spielwarenkatalog fast jede Seite markiert: Lego, Puppenhaus, ein ferngesteuertes Tier. «Ich will alles!», ruft sie lachend. Ihr Bruder Luca, 14, weiss hingegen genau, was er will: Sneakers einer bekannten Marke für 280 Franken. Schon jetzt malt er sich aus, wie er damit in der Schule Eindruck machen wird. Anna und Luca stehen beispielhaft für viele Kinder und Jugendliche. Während Jüngere sich von der Fülle an Möglichkeiten überwältigen lassen, haben Jugendliche meist sehr konkrete – und oft teure – Wünsche. Für Eltern stellt sich die Frage: Wie lassen sich Geschenke so gestalten, dass sie Freude bereiten, ins Budget passen und nicht zur Belastung werden?

Laut einer jährlichen Umfrage von Ernest and Young planen Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt rund 280 Franken pro Person für Weihnachtsgeschenke ein. Bei Familien mit Kindern ist der Betrag sogar noch höher. Sie planen Ausgaben von 350 Franken pro Person. Für eine Familie mit 4 Kindern macht dies 1400 Franken. Ein Betrag, den man nicht mal so nebenbei ausgeben kann.

Erwartungen und die Realität

Kinder und Jugendliche vergleichen ihre Geschenke, sei es mit Geschwistern, in der Klasse oder in den sozialen Medien. Wer weniger erhält, fühlt sich schnell benachteiligt. Werbung, Influencer und «Unboxing»-Videos auf Tiktok, Youtube oder Instagram verstärken diesen Druck zusätzlich. Dort werden teure Markenartikel oder hohe Geldbeträge oft als «Normalität» präsentiert, und ständig neue Trends vermitteln das Gefühl, immer «up to date» sein zu müssen. Solche Erwartungen können viele Familien finanziell überfordern.

Geschenke als Teil des Familienbudgets

Gerade weil Geschenke eine grössere Ausgabe sind, empfiehlt der Dachverband Budgetberatung Schweiz diese fix ins Budget einzuplanen. Gleich wie man Ferien meist langfristig plant, sollte man dies auch für Geschenke tun. Denn wer rechtzeitig plant, vermeidet finanzielle Engpässe und vermeidet schlaflose Nächte.

Ein jährlich reservierter Budgetposten für Geschenke schafft Klarheit. So ist klar, welcher Rahmen realistisch ist. Was dabei wichtig ist: Die Ausgaben für Geschenke müssen ins vorhandene Budget passen. Das schafft nicht nur Übersicht und Sicherheit, sondern schützt auch vor spontanen Käufen. Gleichzeitig orientiert man sich so an den eigenen Möglichkeiten und lässt sich nicht vom Vergleich mit anderen oder von Werbungen beeinflussen. So gelingt es, das Schenken als schönes Ritual zu pflegen, ohne dass es zur finanziellen Belastung wird.

Strategien bei knappem Budget

Auch wenn die Mittel begrenzt sind, lässt sich Weihnachten stimmungsvoll gestalten. Wichtig ist, Prioritäten zu setzen. Nicht jedes Fest muss gleich gross gefeiert werden und es lohnt sich, einzelne Anlässe bewusst einfacher zu gestalten.

Auch Alternativen können das Budget entlasten und zugleich besonders wertvoll sein.

Selbst gemachte Geschenke, gemeinsame Aktivitäten oder Secondhand-Artikel wie ein gebrauchtes Fahrrad von einer Tauschbörse oder aus der Brocki ermöglichen passende Geschenke, ohne hohe Kosten zu verursachen. Zudem lohnt es sich, Geschenke frühzeitig zu planen und zu kaufen. So kann man Rabatt-Aktionen nutzen und Geld sparen, ohne bei den Geschenken Abstriche machen zu müssen.

Klare Botschaften entlasten

Ebenso entscheidend ist eine offene Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen. Sie sollten altersgerecht verstehen, dass Geschenke nicht grenzenlos möglich sind und dass Wertschätzung nicht vom Preis abhängt.

Für Kinder ist es wichtig, die Haltung der Eltern zu verstehen. Eine klare Aussage wie «Wir schenken so viel, wie es in unser Budget passt» schafft Orientierung. Wer Grenzen offen kommuniziert, vermittelt Sicherheit. Geschenke sind kein Wettbewerb, sondern Ausdruck von Zuwendung. Und die lässt sich auf vielfältige Weise zeigen – ob mit einer neuen Jacke, einem gebrauchten Fahrrad oder einem gemeinsamen Ausflug.

Schenken als Lernfeld für den Umgang mit Geld

Weihnachten eignet sich bestens, Kindern und Jugendlichen Finanzkompetenz zu vermitteln. Ob Bargeld, Gutscheine oder Spielsachen – jedes Geschenk bietet Anknüpfungspunkte:

  • Geldgeschenke ermöglichen Jugendlichen eigene Entscheidungen.
  • Mitplanen: Kinder können ein Sparziel gemeinsam mit den Eltern verfolgen – etwa für ein Velo oder ein Handy. Ein Sparschwein oder ein digitales Sparkonto macht den Fortschritt sichtbar.
  • Selbst schenken: Kinder, die ein eigenes Budget für Geschenke an Geschwister oder Grosseltern erhalten, lernen Wertschätzung und Planung.

So wird Weihnachten mehr als Konsum: Es wird zu einem Lernfeld für Eigenverantwortung.

Gerade an Weihnachten kommt es oft vor, dass Kinder und Jugendliche von Verwandten grössere Geldbeträge geschenkt bekommen. Wichtig ist, diese Geldgeschenke gemeinsam zu besprechen. Kleinere Kinder dürfen vielleicht einen Teil direkt für Spielsachen nutzen, während ein Teil gespart wird. Jugendliche sind zwar oft selbständiger, aber auch bei ihnen kann ein Gespräch helfen bei der Entscheidung, was sie mit dem Geld machen wollen. Wichtig ist aber, dass das Geld den Kindern gehört und sie dies möglichst selbständig verplanen dürfen.

Fazit

Weihnachten ist für Kinder und Jugendliche ein Höhepunkt des Jahres und Geschenke gehören für sie selbstverständlich dazu. Für Eltern bedeutet das jedoch oft eine finanzielle Gratwanderung. Entscheidend ist nicht, wie teuer die Geschenke sind, sondern dass sie bewusst geplant und ins Familienbudget integriert werden.

Auch mit begrenzten Mitteln können Eltern ihren Kindern Freude bereiten durch klare Absprachen, realistische Erwartungen und kreative Alternativen. So bleibt Weihnachten ein Fest der Gemeinschaft, an dem Kinder lernen, dass Geschenke nicht über den Preis definiert werden, sondern über die Bedeutung, die sie im Familienleben haben. Wer den eigenen Rahmen akzeptiert und offen darüber spricht, nimmt Druck aus der Situation und kann die Festtage entspannter geniessen.

Tipps in Kürze

Frühzeitig planen: Ein Jahresbudget für Geschenke verhindert Überraschungen.
Wünsche besprechen: Kinder sollen früh erfahren, welche Ideen realistisch sind.
Kombinieren: Ein kleiner Geldbetrag zusammen mit einem persönlichen Geschenk verbindet Eigenverantwortung mit Symbolik.
Absprechen: Grosseltern, Gotti oder Götti können grössere Wünsche mitfinanzieren – und Doppelgeschenke vermeiden.
Auf Aktionen achten: Wer rechtzeitig sucht, findet Geschenke günstiger oder gebraucht.
Mit Kindern reden: Erklären Sie, weshalb nicht jeder Wunsch erfüllt werden kann. Das vermittelt Realismus und Sicherheit.

SOS-Tipps bei knappem Budget

Monatlich sparen: Auch bescheidene monatliche Sparbeträge ergeben bis Weihnachten ein kleines Budget.
Selbstgemachtes oder Gebrauchtes schenken: Gutscheine für gemeinsame Aktivitäten oder ein restauriertes Occasions-Velo sind genauso wertvoll.
Gemeinsam finanzieren: Teurere Wünsche mit Verwandten absprechen, statt alles allein zu tragen.