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Was man von Vorbildern lernen kann – und was nicht

In der heutigen Zeit werden vor allem junge Leute durch die sozialen Medien stark geprägt. Musiker, Schauspieler, Sportler, Influencer und andere haben enormen Einfluss auf die Menschen mit praktisch allem, was sie machen. Es gibt Menschen in der Öffentlichkeit, die gute Werte vermitteln, von denen man auch lernen kann – und andere sollten Kinder nicht unbedingt als Vorbild nehmen. Was aber macht ein gutes Vorbild aus?

Bild: lassedesignen/shutterstock.com

Kinder kommen immer früher mit sozialen Medien in Kontakt und finden dort eine grosse Anzahl Menschen. Es gibt immer mehr Influencer – wie der Name schon sagt, beeinflussen diese mit ihrem Handeln und dem, was sie veröffentlichen. Kindern fällt es oft schwer, ihre Vorbilder so zu betrachten, wie es Erwachsene können. Es sind «normale» Menschen, die sich durch ihre Arbeit und ihre Leidenschaft eine Gefolgschaft aufgebaut haben, welche sie bewegen. Für Kinder und Jugendliche sind ihre Vorbilder oftmals auch eine Art Helden, alles, was sie machen, ist supertoll. Sie wollen so sein wie sie. Anders ist es bei Älteren. Auch Jugendliche in der Adoleszenz und Erwachsene haben Vorbilder, anders als Kinder wollen sie diesen aber nicht alles nachmachen und gleich sein, sie dienen lediglich als Inspiration.

Grundsätzlich ist es nicht schlecht, wenn Kinder und Jugendliche Vorbilder haben, denen sie nacheifern. Es kommt einfach auf die Person an. Wofür steht sie? Nach was lebt sie? Was wird durch sie vermittelt?

Eine perfekte Scheinwelt

Die neuartige Version der Vorbilder sind die Influencer. Sie posten Videos und Fotos auf ihren Kanälen, reden über dies und das und verdienen gutes Geld, indem sie irgendein Produkt in die Kamera halten. Was vielen Jugendlichen nicht klar ist, ist die Tatsache, dass der Grossteil der In­fluencer nicht ganz real ist. Sie wirken wie Freunde oder Familie, weil sie direkt in die Kamera sprechen und somit eine Verbindung zum Zuschauer herstellen. Sie filmen ihren Alltag und reden über verschiedene Dinge. Doch Influencer sind wandelnde Werbesäulen. Egal, ob sie Ferien machen, ein neues Produkt vorstellen, Kleidung anprobieren oder ein neues Spiel testen: Damit machen sie ihre Zuschauer auf die Sache aufmerksam und reizen sie, das Produkt zu kaufen. Schliesslich ist es doch cool, möglichst gleich zu sein wie eine Person des öffentlichen Lebens.

Was viele Jüngere aber vergessen, ist die Tatsache, dass das der Job der Vorbilder ist und sie meistens dafür bezahlt werden, das Produkt in einem guten Licht zu präsentieren. In diesem Bereich ist Authentizität wichtig. Man kann als Eltern darauf achten, wie der Kanal oder die Seite des Influencers aufgebaut ist. Besteht alles fast nur aus Werbung mit attraktiven Angeboten oder Rabattcodes oder stellt die Person nur selten etwas vor und wirkt das auch echt? Es spricht nichts dagegen, wenn Kinder oder Jugendliche Influencer als Vorbilder sehen, wichtig ist es einfach, ihnen bewusst zu machen, was genau Influencer tun und nicht nur das Bild zu betrachten, welches sie ihren Fans bewusst vermitteln. Denn auch Influencer sind normale Menschen, auch wenn es auf Fotos und Videos so wirkt, als hätten sie ein perfektes, spannendes, einzigartiges Leben.

Diskriminierung in Songtexten

Die Zahl der Deutschrapper nimmt zu und mit ihr auch die eher fragwürdigen Songtexte. Grösstenteils Jungen nehmen sich diese Künstler als Vorbild, hören den ganzen Tag ihre Musik und übernehmen den «Slang» der Rapper. Doch in deren Texten gibt es öfter mal homophobe, frauen­feindliche, rassistische und behindertenfeindliche Phrasen. Schlechte Vorbilder? Vom Text her auf jeden Fall, betrachtet man aber nur die Musik selber, kann es anders sein. Diese Leute folgen ihrem Traum und ihrer Leidenschaft und machen Musik. Was ja, wenn man den Text nicht betrachtet, etwas Gutes ist. Sie singen und rappen über ihre Vergangenheit, über Gefühle und Erlebnisse. Prinzipiell nicht verwerflich. Der Text jedoch ist es.

Als Eltern kann man sich mit seinem Kind zusammensetzen und es fragen, weshalb es diese Musik gerne hört. Wenn es um die Musik geht, dann gibt es noch viele andere Künstler, die ähnliche, vom Text her aber nicht diskriminierende Musik machen. Wenn die Kinder den Text mögen, sollte man sie einmal fragen, weshalb sie das Gefühl haben, es sei cool, Schwächere, Minderheiten oder Frauen zu beleidigen und in den Dreck zu ziehen. Eine plausible Antwort darauf wird niemand finden, weil es sie nicht gibt, und unter künstlerischer Freiheit läuft das auch nicht.

Ausdauer und Wille imponieren

Es gibt natürlich noch viele weitere Musikrichtungen und damit auch viele, viele Musiker. Musik berührt, man fühlt sich oftmals auch verstanden. Sie kann Menschen in vielen Lebenssituationen weiterhelfen, damit wird auch der Erschaffer oder die Erschafferin zu etwas Besonderen, zu einer Art Begleiter. Musiker beeinflussen zum Teil auch durch ihre Kleidung und ihr Tun, primär aber durch ihre Kunst. Durch die Songtexte, die Musik an sich und ihre Leidenschaft. Für die meisten Musiker war der Weg zum Erfolg kein Wiesenspaziergang, sondern ein steiniger Weg. Die Ausdauer und der Wille es zu schaffen, imponieren – und damit auch die Person. Beinahe jeder Mensch hat es sicher schon erlebt, dass er totaler Fan von einem Musiker oder einer Band war. Dabei sollte man nicht vergessen, dass auch das normale Menschen und keine Götter sind, auch wenn das manchmal nicht leichtfällt.

Gute Werte sind wichtig

Genauso wie Musiker und Influencer folgen Schauspieler und Sportler ihrer Leidenschaft. Wenn man nicht gerade eines von wenigen Naturtalenten ist, dann war auch ihr Weg schwer und sie wurden nicht von heute auf morgen erfolgreich. Schauspieler überzeugen allem voran durch ihre Leistung in Filmen, Theatern etc. Kinder können oft noch nicht unterscheiden zwischen der Rolle und dem realen Menschen. Solange der Schauspieler oder die Schauspielerin aber auch unabhängig von seinen Rollen gute Werte übermittelt, dient er oder sie eigentlich als gutes Vorbild, auch dadurch, dass er erreicht hat, wofür er kämpfte. Dasselbe gilt bei einem Sportler oder einer Sportlerin. Wichtig ist dabei, nicht zu vergessen, dass jeglicher Erfolg auf Erfahrung, Training, Durchhaltevermögen etc. und auch ein bisschen Glück aufbaut.

Allgemein gilt, dass Personen, die gute Werte vermitteln und für ihre Leidenschaft stehen, keine schlechten Vorbilder sind. Bei allen ist jedoch nicht zu vergessen, dass es normale Menschen sind, welche auch nicht die absolute Vollkommenheit besitzen. Es ist gut, ein Vorbild zu haben, solange man nicht krankhaft besessen davon ist, möglichst gleich zu sein.