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Mama, ich willl Tik Tok

Bei Kindern und Jugendliche der letzte Schrei, bei Erwachsenen oft in der Kritik: die chinesische Social-Media-Plattform Tik Tok. Die User sind jung, zeigen sich freizügig oder gehen unsinnige und gefährliche Mutproben ein. Immer mit dem Ziel, möglichst viele Follower und Likes zu kriegen. Zum Schreck mancher Eltern handelt es sich dabei sogar um den eigenen Nachwuchs.

Bild: © Mehaniq/shutterstock.com

«Ich bin die Einzige in meiner Klasse, die noch kein Tik Tok hat!» Mit dieser Behauptung, die gleichzeitig eine Aufforderung sein sollte, kam meine 11-jährige Tochter vor Kurzem auf mich zu.

Was genau ist Tik Tok? Welchen Gefahren wird sie dabei ausgesetzt, und ist sie nicht einfach noch zu jung dafür? Mit diesen Fragen habe ich mich befasst und mit meinem «Pubertier» diskutiert.

Instagram in Form von Videos

Tik Tok nennt sich eine chinesische Videoplattform. Sie ist zurzeit die am häufigsten heruntergeladene App weltweit. Sie verdrängt damit sogar Whatsapp, Instagram und Facebook auf die hinteren Plätze. In kurzen Videoclips von maximal 60 Sekunden können eigene Inhalte aufgenommen und hochgeladen werden. Diese werden dabei mit einem Lieblingssong unterlegt.

Die Inhalte der Videos umfassen alles, was Teenager interessiert. Es zeigt nicht nur, aber vor allem Teenager beim Playback-Singen, beim Sport, beim Nachtanzen von Music-Clips, beim Basteln, Handwerken und natürlich auch beim Schminken und Frisieren.

Ein Video auf Tik Tok zu erstellen, ist einfach. Man wählt ein Lied aus, nimmt darauf sein Video auf und peppt dieses mit Filtern und Effekten auf. Die Videos werden von anderen Usern gelikt, kommentiert und weiterverbreitet.

Altersprüfungen gibt es nicht

Ein Tik-Tok-Konto zu erstellen, geht ebenfalls schnell. Neben einer Telefonnummer oder einer E-Mail-Adresse braucht es lediglich das Geburtsdatum.

Erlaubt ist ein Account ab 13 Jahren, und für unter 18-Jährige wird eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten verlangt. Natürlich wird weder das eine noch das andere geprüft. Es reicht die Eingabe eines falschen Geburtsdatums, und schon ist der Tik-Tok-Account erstellt.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Wichtig bei Tik Tok ist die Unterscheidung eines privaten oder eines öffentlichen Profils. Beim öffentlichen Profil hat jeder die Möglichkeit, Beiträge zu sehen, zu liken, zu kommentieren und weiterzuleiten. Beim privaten Account sehen nur die Follower die Beiträge. Und diese Follower müssen vom User immer zuerst angenommen werden.
Zum Schutz der Jugendlichen gibt es seit April 2020 weitere Einschränkungen. Unter 16-jährige User können keine direkten Nachrichten mehr erhalten bei Tik Tok.

Ich einige mich mit meiner Tochter auf einen privaten Account. Zudem erkläre ich ihr, dass sie niemals ihre Telefonnummer oder andere persönliche Daten weitergeben soll – und spreche ich mit ihr über die Inhalte ihrer Videos. Zu meiner Erleichterung möchte sie wirklich nur Bastelvideos hochladen. Und obwohl ich ihr vertraue, finde ich eine gewisse Kontrolle besser. Zu ihrem Schreck bin ich also so uncool und folge ihr auf Tik Tok. Natürlich unauffällig.