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Heute gehen wir raus!

Der Frühling steht vor der Türe und die Temperaturen steigen wieder. Das macht Lust auf Bewegung – Kindern ganz besonders! Also: runter vom Sofa und raus aus dem Haus!

Bild: © Christie Cooper/shutterstock.com

Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Bereits als Babys beginnen sie, ihre Umwelt zu entdecken, indem sie rollen, dann krabbeln und schliesslich ihre ersten Schritte machen. Leider werden bald schon viele von ihnen gebremst: «Lauf nicht so schnell, sonst fällst du um», «Nein, nicht da raufklettern, du könntest runterfallen.» Später in der Schule ist stillsitzen gefragt. Auch in der Freizeit sitzen Kinder oft – vor den Hausaufgaben, vor dem Computer oder vor dem Fernseher. Zudem laden beengte Wohnverhältnisse oder unfreundlich gestaltete Umgebungen in Siedlungen mit zubetonierten Strassen und fantasielosen Spielplätzen wenig zum Aktivsein ein. Die Folgen sind bekannt: Mangelnde Bewegung bei Kindern kann nicht nur zu Gesundheitsproblemen wie Übergewicht, Fettleibigkeit und den damit verbundenen Erkrankungen wie Diabetes führen, sondern auch zu Entwicklungsverzögerungen sowie eingeschränkten motorischen Fähigkeiten. Regelmässige Bewegung ist für die Entwicklung von Muskeln, Knochen und Organen genauso wichtig wie für die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten, einschliesslich der Fein- und Grobmotorik, die beispielsweise für das Schreiben, Zeichnen und Sport wichtig sind. Bewegung fördert jedoch nicht nur die körperliche, sondern auch die soziale und emotionale Entwicklung. Kinder, die nicht genügend Gelegenheit zum Spielen und Interagieren haben, können Schwierigkeiten in der sozialen Integration und der emotionalen Regulation haben. Es gibt Hinweise darauf, dass regelmässige körperliche Aktivität die kognitive Funktion und die schulischen Leistungen verbessern kann. Umgekehrt können Kinder, die sich zu wenig bewegen, mehr Probleme in der Schule haben. In Studien wurde mangelnde Bewegung mit einem erhöhten Risiko für psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen und Angstzustände in Verbindung gebracht. Natürlich sind die individuellen Auswirkungen von mangelnder Bewegung von Kind zu Kind unterschiedlich. Doch um die ganzheitliche Entwicklung eines Kindes zu unterstützen, ist es wichtig, dass es regelmässig körperlich aktiv ist und entsprechend gefördert wird – sei es von Eltern, Lehrpersonen oder anderen Betreuenden.

Was Kinder durch Bewegung lernen

Kinder haben das Bedürfnis, die Welt mit allen Sinnen kennenzulernen. Bewegungserfahrungen sind deshalb grundlegende Sinneserfahrungen. Durch die Sinne begegnet ein Kind den Lebewesen und Dingen, kann sie sehen, hören, befühlen und anfassen, kann sie schmecken und riechen, sich an und mit ihnen bewegen. Kinder möchten ihre Kraft spüren, ihre Geschicklichkeit auf die Probe stellen beim Klettern, Springen, Balancieren und Rutschen, aber auch beim Verstecken, Weglaufen und beim Gefangenwerden. Lernen im frühen Kindesalter ist in erster Linie Lernen über Wahrnehmung und Bewegung. Dabei machen sie Erfahrungen über sich selbst und lernen ihre Fähigkeiten kennen und sich selbst einzuschätzen. Dies ist die Voraussetzung für die Entwicklung von Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Was beispielsweise Gleichgewicht bedeutet, kann ein Kind nur verstehen, wenn es in verschiedenen Situationen mit dem Gleichgewicht experimentiert. Es kann z. B. auf Mauern oder einem wackeligen Brett balancieren und so spüren, wie es Stabilität erreicht und was drin liegt, bevor es runterfällt. Deshalb sollten Eltern nie vorzeitig eingreifen, belehren oder gar verbieten – ausser natürlich, wenn etwas wirklich gefährlich ist. Nicht durch die Vorstellung und auch nicht durch das Belehren lernt das Kind die Welt kennen, sondern nur durch die eigene Tätigkeit und durch eigene Erfahrungen.

Mit allen Sinnen in der Natur unterwegs

Ein Tag ohne längere Spielphase im Freien ist ein verlorener Tag für ein Kind. Denn wenn es sich in der Natur bewegt, tankt es besonders viel Sauerstoff und findet auch ganz andere Anregungen als beispielsweise in der Wohnung. Wenn Sie nicht zu denjenigen gehören, denen ein eigener Garten zur Verfügung steht, dann sollten Sie es sich zur Regel machen, jeden Tag mit dem Kind ins Freie, auf einen Spielplatz, in einen Park, draussen irgendwo ins Grüne oder in den Wald zu gehen. Sprechen Sie sich dafür auch mit Nachbarn, Freundinnen oder Freunden ab. Gemeinsam macht es mehr Spass. Bei diesen Ausflügen ins Grüne könnten Sie sich bei der Betreuung kleinerer Kinder auch abwechseln – das schafft Pausen und Ruheinseln auch für die Erwachsenen.

So motivieren Sie Kinder zu mehr Bewegung

Tipps für Eltern

  1. Vorbild sein: Kinder lernen viel durch Nachahmung. Wenn Eltern aktiv und sportlich sind, wird dies die Bereitschaft der Kinder zur Bewegung fördern.
  2. Gemeinsame Aktivitäten: Unternehmen Sie als Familie gemeinsame Aktivitäten wie zum Beispiel Radfahren, Wandern oder Sporttreiben. Dies stärkt nicht nur die Bindung, sondern fördert auch die Bewegung.
  3. Freizeit im Freien: Ermutigen Sie Ihre Kinder, draussen zu spielen. Schaffen Sie einen sicheren Spielplatz im Garten oder nehmen Sie sie in die Natur mit.
  4. Sportliche Aktivitäten unterstützen: Ermöglichen Sie es Ihren Kindern, verschiedene Sportarten auszuprobieren. Dies könnte im Rahmen von organisierten Sportvereinen oder auch einfach durch das Spielen von Ballsportarten auf dem Sportplatz erfolgen.

Tipps für Betreuende

  1. Organisierte Spiele: Integrieren Sie organisierte Spiele und sportliche Aktivitäten in den Betreuungsplan. Dies könnte sowohl drinnen als auch draussen erfolgen.
  2. Belohnungssysteme: Implementieren Sie Belohnungssysteme für aktive Teilnahme und sportliche Leistungen. Dies kann Kinder dazu motivieren, sich mehr zu bewegen.
  3. Kooperation mit Sportvereinen: Kooperieren Sie mit örtlichen Sportvereinen, um den Kindern die Möglichkeit zu bieten, an verschiedenen Sportaktivitäten teilzunehmen.
  4. Abwechslungsreiche Angebote: Bieten Sie eine Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten an, um den unterschiedlichen Interessen der Kinder gerecht zu werden.

Tipps für Lehrpersonen

  1. Integrieren Sie Bewegung ins Klassenzimmer: Kurze Bewegungspausen während des Unterrichts können die Aufmerksamkeit und Produktivität der Schüler steigern. Dies kann einfache Übungen, Dehnungen oder kurze Tanzpausen umfassen.
  2. Aktive Pausen: Ermutigen Sie die Schüler, sich während der Pausen zu bewegen. Dies könnte Spiele auf dem Schulhof, wie Hüpfspiele oder Frisbee, einschliessen.
  3. Sportunterricht: Stellen Sie sicher, dass der Sportunterricht regelmässig stattfindet und vielfältige Aktivitäten enthält. Dies hilft den Schülerinnen und Schülern, verschiedene Sportarten auszuprobieren und ihre Interessen zu entdecken.