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Die Helden des Hörens

Von Pumuckl bis zu Kasperli – viele von uns haben die Hörspiele in ihrer Kindheit verschlungen. Und auch heute gibt es für Kinder und Jugendliche unzählige Geschichten und Bücher zum Hören. Doch wie sinnvoll sind diese? Und worauf müssen Eltern achten? Kristin Langer, SCHAU-HIN!-Mediencoach, gibt wertvolle Tipps, wie Kinder sorglos in die Welt des Hörens abtauchen können.

Bild:©Margarita Shchipkova/shutterstock.com

Vielleicht gleich zu Beginn die Frage, die vielen Eltern unter den Fingern brennt: Wie «gut» oder schlecht sind Hörspiele eigentlich einzuordnen?

Hörspiele sind grundsätzlich aufgrund ihrer medialen Gestaltung von Hörbüchern zu unterscheiden. Gute Produkte vermitteln anschaulich Informationen über beteiligte Personen, über ihr Wissen und ihre Gefühle aber auch von Handlungsorten – zumeist mit sparsamen visuellen Vorgaben. Die Geschichten, die dann im Kopf entstehen, sind bei jedem individuell. Es ist ein Beschäftigen mit Sprache und Ausdrucksformen, mit Stimmen und Geräuschen. Für Kinder ist das eine spannende Herausforderung, und auch Jugendliche lernen, wie gestaltbar Medien eigentlich sind. Wenn wir das Hören wirklich als wichtigen Sinn schulen wollen, dann können Hörspiele und -bücher mit guter Qualität den Inhalt altersgerecht vermitteln. Die Zuhörer lernen, mit der Herausforderung zu wachsen – und werden so in ihrer Entwicklung unterstützt.

Viele Kinder hören ihr Lieblingshörspiel auf und ab, sie kennen es teilweise auswendig. Nun weiss man aber auch, dass die Mediennutzung eigentlich zeitlich begrenzt sein müsste. Gehören Hörspiele auch dazu?

Das Lieblingshörspiel rauf und runter zu hören, hat in bestimmten Altersgruppen eine spezielle Funktion, vor allem bei Vorschulkindern: Sie kennen das Stück, es gibt keine Überraschungen mehr, die Kinder wissen, wie es ausgeht – sie sind der Geschichte also quasi nicht hilflos ausgeliefert. Durch den Wiedererkennungswert können sie sich besonders gut in die Figuren hineinversetzen, Texte mitsprechen und so unterschwellig trainieren, sich Texte und Lieder einzuprägen. Es muss also nicht immer etwas Neues sein. Dennoch ist es wichtig, auch bei Hörspielen Pausen einzulegen. Denn: Je nachdem, wie die Kinder mit der Geschichte mitgehen, werden sie dadurch beansprucht. Sie brauchen also Zeit, um ganz abschalten zu können und die Geschichte zu verarbeiten.

Was eignet sich denn besonders gut im Bereich der Geschichten?

Häufig lohnt es sich, auch einmal fernab der «Mainstream-Titel» zu suchen. Es gibt viele spannende Reportagen und Geschichten für Kinder und Jugendliche jeglicher Altersgruppe. Literaturklassiker werden beispielsweise neu interpretiert. Die Zuhörer lernen so, wie unterschiedlich Stimmen sein können, was passend oder unpassend ist – und gehen dabei auf Entdeckungsreise.

Inwieweit beeinflussen Hörbücher das Lesen? Oder anders gefragt: Ein Kind, das sehr viele Hörspiele konsumiert, liest tendenziell weniger oder mehr?

Wenn sich die Kinder und Jugendlichen auf die Geschichten einlassen, dann muss das eine das andere nicht ausschliessen. Vielleicht wird ein Kind Lust darauf verspüren, nach einem Hörbuch die Geschichte in Buchform selber zu lesen – oder umgekehrt. Die Lust, sich mit der Literatur zu beschäftigen, kann durch Hörbücher in manchen Fällen verstärkt werden. Es schafft eine Verbindung und kann die beiden Komponenten verknüpfen.

Welchen Einfluss haben Hörspiele grundsätzlich auf das Erlernen der Sprache und Ausdrucksweise?

Durch das Zuhören beschäftigt man sich auch automatisch mit der Sprache. Kinder, die gerne Hörbücher und -spiele konsumieren, müssen jedoch auch jemanden neben sich haben, mit dem sie darüber sprechen können – nur so wird die sprachliche Entwicklung gefördert. Das ist beispielsweise auch beim Erlernen einer Fremdsprache der Fall: Das Gehörte muss erprobt und eingeordnet werden können. Durch Hörbücher erweitern Kinder und Jugendliche den Wortschatz. Sie können etwas beschreiben, auch mal «Quatsch-Sätze» bilden. Durch das aktive Hören haben sie oftmals auch Freude daran, sich mit der Sprache auseinanderzusetzen.

Wie erkennen Eltern gute Hörspiele?

Es ist wichtig, die Geschichten nach dem Alter auszusuchen. Passt sie in die Lebenswelt meines Kindes? Eltern sollten sich bei der Auswahl die Fragen stellen: Sind die Dinge und Figuren glaubwürdig? Wie gestalten sich die Rollen? Wird vielleicht nur mit Klischees gearbeitet? Wie gestalten sich die Sprache und Ausdrucksformen? Wie gut ist die Mischung aus Textbeiträgen, Hintergrundgeräuschen und der musikalischen Gestaltung? Grundsätzlich ist es schön, wenn Familien das Hören und vor allem Zuhören aktiv in den Mittelpunkt stellen. Man kann sich bewusst auf die Geschichten einlassen – Hörbücher bieten eine gute Alternative zu den Audio-Angeboten. Kinder finden so heraus, welche Geschichten ihnen guttun und das Zuhören gemütlich machen.

Hier finden Eltern die passenden Angebote:

Hörspiele, Hörbücher, Reportagen und mehr

  • Ohrka
  • auditorix (Hörbuchsiegel)

Kinderradiosender inkl. Hörspielangeboten

  • Bayrischer Rundfunk Kinder
  • Kiraka
  • Mein Kinderradio
  • Mikado
  • Radio Jojo
  • Radio Kakadu
  • Radio Teddy

Hörspiele selbst gemacht

  • audiyou
  • auditorix
  • Hörspielbaukasten