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Wie man sich bettet…

Ein tiefer, gesunder Schlaf wünscht sich wohl jeder. Die Realität sieht jedoch anders aus: Fast ein Viertel der Schweizer Bevölkerung leidet unter Schlafstörungen. Die Folgen sind körperliche Verspannungen, Rückenschmerzen und Angespanntheit. Inwieweit sich die richtige Matratze und das Bett auf unseren Rücken und damit auf einen gesunden Schlaf auswirken, erklärt Thomas Zwicky, Geschäftsführer des Rückenzentrums THERGOfit, im Interview.

Bild: © Africa Studio/shutterstock.com

Nicht jeder steht am Morgen frisch und ausgeruht auf. Was sind häufig die Probleme, wenn man nachts nur schlecht schlafen kann?
Da gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist sicher ein unbequemes Bett. Aber auch eine Apnoe kann schuld daran sein.

Das Angebot rund um Betten und Matratzen ist riesig. Wie behält man da den Überblick?
Ob man auf Luft oder Wasser besser liegt, ob man in einem Boxspringbett, auf Federkern-, Visco- oder einer Naturmatratze besser schlafen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Was richtig ist, muss sorgfältig abgeklärt werden. Gesunde Menschen können auf jeder nicht allzu harten und nicht durchhängenden Unterlage vernünftig liegen und schlafen. Wenn aber körperliche Probleme auftreten, man am Morgen unter Verspannungen und Schmerzen leidet oder gar eine Operation überstanden hat, genügt die zufällig ausgewählte Bettstatt häufig nicht mehr.

Was müssen wir dann beachten?
Dann geht es darum, die Liege- und Schlafbedürfnisse sorgfältig zu erkunden und das individuell passende Bett zu finden, das hilft, die Probleme zu lösen oder zumindest die Beschwerden zurückzubinden. Ein Fachmann sollte hinzugezogen werden. Beim Probeliegen im Möbelhaus kann man zwar herausfinden, ob sich ein Bett angenehm anfühlt – ob es die Antwort auf die persönlichen Schlaf- und Liegeprobleme ist, ist jedoch eine andere Frage. Das neue Bett wird sehr wahrscheinlich kurzfristig zu einer Verbesserung führen, da sich das Liegeverhalten im Vergleich zum alten Bett ändert und dadurch gewisse Muskeln, die zuvor jede Nacht arbeiten mussten, Pause haben. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass nach einiger Zeit eine Ernüchterung eintritt und der Teufelskreis der Verspannung erneut startet – nun aber bei einer anderen Muskelgruppe.

Was wäre also die Lösung?
Eine dauerhafte Verbesserung der Liege- und Schlafqualität, nächtliche Entspannung der Muskulatur und damit einen gesünderen Schlaf erreicht man nur, wenn die Liegeunterlage wirklich perfekt passt. Dafür braucht es Erfahrung und Gespräche – am besten bei einem zertifizierten Schlaf- und Liegeberater der IG-RLS (Interessengemeinschaft Richtig Liegen und Schlafen).

Sie haben in Ihrem Beruf täglich mit Personen mit Rückenproblemen zu tun. Sie können mit Ihrer Beratung damit verhelfen, dass die Beschwerden reduziert werden. Wie sieht eine solche Beratung aus?
Vorweg muss unbedingt ein Termin abgemacht werden, damit wir genügend Zeit für eine seriöse Beratung haben. Dabei steht eine umfassende Anamnese, also Befundaufnahme, an erster Stelle. Danach werden Sie von mir vermessen, damit ich die Verhältnisse zwischen Schulter- und Hüftbreite sowie die genaue Lordosenstärke und -position kenne. Aufgrund dieser Daten kann ich dann eine optimale Bettenempfehlung geben. Wenn der Kunde sich für das von mir empfohlene Schlafsystem entscheidet, geben wir eine zehnwöchige RLS-Garantie. Das heisst, das Risiko liegt bei mir. Wenn der Kunde keine Verbesserung beim Schlafen erfährt, gehe ich bei den Kunden vorbei und ändere die Einstellungen oder wechsle einen Matratzenkern aus, bis es passt. Sollte keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden, nehmen wir den Bettinhalt zum vollen Verkaufspreis retour.

Ein Bett wird jahrelang genutzt, die Bedürfnisse ändern sich jedoch im Laufe der Zeit. Wie schafft man diesen Spagat?
Hier sind anpassbare Bettsysteme im Vorteil.

Das richtige Verhalten beim Liegen und Schlafen ist ebenfalls entscheidend. Ein Bett wird häufig von zwei Partnern genutzt. Während es der eine vielleicht weich mag, liebt der andere eine härtere Matratze. Gibt es da eine Lösung?
Deshalb empfehle ich immer zwei getrennte Matratzenkerne und Lattenroste. Somit kann für beide Partner der optimale Bettinhalt gewählt werden.

Auf was ist zu achten, wenn es um ein Kinderbett und -matratze geht?
Kinder brauchen in jeder Wachstumsphase eine optimale Unterstützung der Wirbelsäule, um Wachstumsschäden zu vermeiden. Denn je nach Alter und Gewicht ändern sich die Anforderungen an die Matratze. Es gibt zum Beispiel spezielle Kindermatratzen, die ab einer bestimmten Grösse gewendet werden können. So muss nicht schon wieder eine neue gekauft werden. Auch sollte ein spezielles Kinderkissen gewählt werden, da die normalen zu hoch sind und somit die Halswirbelsäule abgeknickt wird. Säuglinge sollten überhaupt kein Kissen bekommen. Die richtige Wahl der Bettwaren ist von Anfang an von wichtiger Bedeutung für die gesunde Entwicklung unserer Kinder. Denn nur ausgeruhte Kinder sind der täglichen Herausforderung des Lebens optimal gewachsen. Durch den aktiveren Stoffwechsel haben Kinder eine höhere Körpertemperatur. Die Schlafzimmer sind oft gut geheizt und deshalb genügen den kleinen meist dünnere Duvets mit geringerer Wärmerückhaltung. Auch sollten Kinderbettwaren grundsätzlich waschbar sein, denn Kinder schwitzen mehr als Erwachsene.