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Vorbeugen Statt verarzten

Ob Fenster putzen, Kaputtes reparieren oder Rasen mähen: Im und ums Zuhause gibt es immer etwas zu tun. Roland Grädel, Berater Haus und Freizeit bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU, verrät praktische Tipps, um Unfällen mit einfachen Mitteln vorzubeugen.

© Stokkete/Shutterstock

Sowohl das Werken zu Hause als auch im Garten ist angesagt. Was sind die wichtigsten Grundsätze, die man dabei berücksichtigen sollte, um einen Unfall zu verhindern?

Roland Grädel: Damit das Heimwerken kein gefährliches Gebastel wird, ist es wichtig – je nach Tätigkeit – sich entsprechend vorzubereiten. Das kann zum Beispiel bedeuten, lange Haare zusammenzubinden und Kleider zu tragen, die sich nicht in Geräten oder Maschinen verfangen können. Auch Schmuck oder Halstücher sollten aus diesem Grund vorher abgelegt werden. Je nach Arbeit und Maschine empfehlen wir auch eine zusätzliche Schutzausrüstung, die eine Schutzbrille, Handschuhe oder auch einen Gehörschutz, einen Atemschutz und solide Schuhe umfasst. Beim Fensterputzen oder beim Baumschneiden hilft eine standfeste Trittleiter, Stürze zu vermeiden.

Zu den häufigsten Unfallursachen gehören auch Unwissenheit im Umgang mit Maschinen, mangelnde Erfahrung oder Zeitdruck.

Ganz genau! Deshalb: Zu einer guten Vorbereitung gehört auch, die Bedienungsanleitungen der Maschinen und Geräte zu lesen. Das nimmt etwas Zeit in Anspruch, doch das lohnt sich: In Bedienungsanleitungen stehen Anleitungen, wie das Gerät richtig benützt wird, und wertvolle Tipps zur Sicherheit. Ganz wichtig: Wenn für die Arbeit draussen im Garten oder auf der Terrasse Strom benötigt wird, muss zwingend ein Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schutzschalter/RCD) verwendet werden. Ein FI-Schalter unterbricht den Stromkreis sofort, wenn zum Beispiel ein Defekt am Gerät auftritt – und kann dadurch Leben retten.

Die Zahl der Unfälle rund um Haus und Garten ist ja in den letzten Jahren gestiegen. Warum das?

Ja, die aktuelle BFU-Statistik der Nichtberufsunfälle zeigt, dass jedes Jahr ungefähr 60 000 Personen beim Heimwerken und im Garten verunfallen. Das sind 5000 mehr als noch vor zehn Jahren. Fast die Hälfte dieser Unfälle sind Stürze. Die Auswertungen der Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung (SSUV) zeigen, dass es dabei meist zu oberflächlichen Verletzungen durch ein Werkzeug kommt oder dass ein Span oder Splitter ins Auge gelangt. Solche Unfälle sind schmerzhaft und verursachen zudem jährlich 474 Millionen Franken an Kosten, dazu gehören Heilungskosten, Sachschäden und Arbeits- sowie Produktionsausfälle. Viele Unfälle passieren, weil man vermeintlich schnell etwas machen möchte. Dabei greift man sich, was gerade herumliegt, und steigt beispielsweise auf einen wackligen Hocker im Raum, statt eine standfeste Leiter und das richtige Werkzeug zu holen. Und weil in diesen Momenten auch die passende Schutzausrüstung nicht zur Hand ist – etwa eine Schutzbrille, Handschuhe, ein Helm oder auch solide Schuhe – ist eine Verletzung schnell passiert. Zu bösen Stürzen können auch Stolperfallen – insbesondere auf Treppen – führen, etwa herumliegende Werkzeuge, Kabel, Maschinen oder andere Gegenstände, die vorübergehend an einem anderen Ort deponiert wurden.

Was raten Sie konkret?

Nehmen Sie sich immer die nötige Zeit und überlegen Sie sich vor der Arbeit, was Sie alles dazu benötigen und wie Sie sicher zum Ziel kommen. Weil die Unfälle rund um Haus und Garten so zugenommen haben, haben wir zusammen mit der Suva die neue Wissensplattform machs-richtig.ch entwickelt. Hier finden alle Heimwerkerinnen und Heimwerker sowie Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner praktische Ratschläge zum sicheren Umgang mit Maschinen und Werkzeugen. Wir geben auch Tipps, welche Schutzausrüstung in welchen Situationen wichtig ist. Von allen Ratschlägen picke ich hier nur einen heraus: Da wir wissen, dass Stürze schneller passieren können, als man denkt – etwa bei einem falschen Tritt auf dem nassen Boden im Bad oder auf einer rutschigen Leiter – hilft besonders bei glatten Oberflächen ein einfacher Trick, das Risiko für einen Sturz zu senken: Antirutsch-Streifen. Mit ihnen kann man mit wenig Aufwand mehr Sicherheit ins Zuhause bringen. Übrigens: Zu diesen Antirutsch-Streifen finden Inte-ressierte auf unserer Plattform viele wichtige Infos, beispielsweise worauf man beim Kauf achten sollte und wie sie richtig verwendet werden.

Gibt es generelle Ratschläge, um Unfälle im Haushalt zu verhüten?

Ja, generell empfehlen wir, gezielt in der Wohnung in den Lampen helle Leuchtmittel einzusetzen, damit insbesondere auch Treppenstufen gut sichtbar sind. Stolperfallen wie Kabel und andere herumliegende Gegenstände sollten immer aufgeräumt werden, und auch Gifte und Medikamente müssen für Kinder unerreichbar weggeschlossen sein. Zudem sollten Regale an den Wänden fixiert werden und nasse Böden immer sofort getrocknet werden. Weitere Inputs liefert unsere Checkliste für ein sicheres Zuhause. Gehen Sie die Liste Punkt für Punkt durch und machen Sie Ihren Haushalt sicher.

Linktipps

Die Checkliste für ein sicheres Zuhause finden Sie hier.

Beim Heimwerken und der Gartenarbeit kann man sich Verletzungen sparen. Wie das geht, erfahren Sie hier.
Am Anfang steht ein interaktives Haus, wo an allen Ecken und Enden gewerkelt wird. Je nachdem, worauf Sie zeigen, finden Sie entsprechende Infos zu verschiedensten Werkzeugen oder Schutzausrüstungen. Jeder Klick bringt gute Tipps für sicheres Heimwerken.