Artikel / Themen

Frage: Vaginaler Ausfluss

Ich leide an übel riechendem Ausfluss. Nun hat meine Ärztin eine Scheidenentzündung festgestellt. Schuld daran ist offenbar ein bestimmter Keim, Gardnerella vaginalis. Ich erhalte nun Antibiotika gegen die Entzündung. Ich frage mich nun aber, wo ich mich angesteckt haben könnte? Und was kann ich tun, um eine erneute Infektion zu verhindern? Muss mein Partner auch behandelt werden?

Bild: © Shutterstock

Antwort: Gardnerellen kommen in kleinen Mengen sehr häufig im Genitalbereich vor. Bei über der Hälfte aller Frauen sind sie nachweisbar, ohne dass Beschwerden bestehen. Im Fall einer Veränderung des Scheidenmilieus können sich diese Bakterien aber stark vermehren und dadurch Probleme verursachen. Die Erkrankung entsteht meist von „innen“ heraus, ohne dass eine Neuansteckung erforderlich ist. Der Keim gehört also im weite sten Sinne zur Normalflora, und die Menge und vorhandene Beschwerden entscheiden darüber, ob der Keim Krankheitswert hat. Bei rund 40-50% Prozent aller Scheidenentzündungen ist dieser Erreger mitbeteiligt. Eine Übertragung des Erregers beim Geschlechtsverkehr ist möglich, aber Gardnerella wird auch bei Frauen gefunden, die noch nie Geschlechtsverkehr hatten. Durch gemeinsam benützte Duschen, im Schwimmbad oder über Kleidungsstücke wird Gardnerella nicht übertragen.

Das Krankheitsbild, welches Gardnerellen typischerweise (mit)verursachen können, hat mehrere Bezeichnungen: unspezifische Vaginalentzündung, Aminkolpitis oder bakterielle Vaginose. Typischerweise kommt es zu verstärktem Ausfluss mit einem unangenehmen Fischgeruch. Selten einmal können Brennen beim Wasserlösen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Juckreiz und Reizungen des äusseren Genitale auftreten. Die Infektion selber ist zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Sie kann aber allenfalls das Auftreten weiterer Infektionen begünstigen, so z.B. Eileiter- und Gebärmutterentzündungen durch andere aufsteigende Keime. In der Schwangerschaft ist zudem das Risiko für eine Frühgeburt erhöht. Beim Mann kommt es durch diese Bakterien hingegen nur selten zu Beschwerden, obwohl der Genitaltrakt der Sexualpratner betroffener Frauen oft mit Gardnerella besiedelt ist.

Die Faktoren, die zu einer Störung des bakteriellen Gleichgewichts in der Scheide und damit zu einer bakteriellen Vaginose führen, sind noch nicht abschliessend bekannt. Als Risikofaktoren gelten Geschlechtsverkehr und häufig wechselnde Geschlechtpartner, die Verwendung von Intrauterinpessaren (Spirale), Vaginalduschen und das Rauchen. Aber auch bei Frauen, die noch nie Geschlechtsverkehr hatten, kann es zu einer bakteriellen Vaginose kommen.

Die bakterielle Vaginose wird mit Antibiotika behandelt, entweder zum Schlucken oder als Vaginalzäpfchen. Eine Behandlung ist aber nur nötig, wenn Beschwerden bestehen und unter Umständen in der Schwangerschaft. Da Antibiotika in der Regel den Erreger auch nicht „ausrotten“, sondern lediglich in der Zahl reduzieren und damit das normale Scheidenklima wiederherstellen können, ist auch keine Garantie gegeben, dass die Infektion nicht wieder auftritt. Auch wenn die Geschlechtspartner der betroffenen Frauen oft mit Gardnerella besiedelt sind und der Erreger durch den Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, so ist bis heute nicht nachgewisen, dass eine Partnerberbehandlung etwas bringt, da die Erkrankung wie erwähnt von „innen“ heraus entsteht.