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Das E-Book als goldener Mittelweg

Nicht jedes Kind ist von Büchern gleichermassen fasziniert, das Smartphone löst oft mehr Begeisterung aus. Wer sein Kind zur Lektüre führen will, kann sich -Gedanken über einen E-Reader machen. Denn elektronische Bücher eliminieren viele Nachteile digitaler Medien, haben aber viele ihrer Vorteile.

Bild: © TierneyMJ/Shutterstock.com

Wer selbst gerne liest, wünscht sich oft, dass sich die Kinder mit den gesammelten Bänden rund um Harry Potter im Zimmer einschliessen und sie verschlingen. Greifen Sie stattdessen zu den DVD mit den Verfilmungen, ist die Enttäuschung gross. Tatsache ist aber, dass sich Lesebegeisterung nicht erzwingen lässt. «Wozu soll ich ein Buch lesen, wenn es einen Film dazu gibt.» Diesen Satz haben wohl die meisten Eltern schon gehört.

Seit einigen Jahren sind E-Books – und entsprechend auch die Datenträger, die E-Reader – auf dem Vormarsch. Als ­eigentliche Kindergeräte gelten sie nicht, sie dienen vor allem den Erwachsenen, die froh sind, wenn sie nicht fünf dicke Wälzer in die Ferien mitnehmen müssen. Allerdings sind sie durchaus auch in der Lage, Kinder und Jugendliche für sich zu gewinnen.

Der grösste Vorteil: Auch wenn es sich beim E-Reader um ein elektronisches Gerät handelt, ist dieses in den Möglichkeiten limitiert. Sprich: Es lassen sich darauf weder Videos schauen noch Games spielen oder andere Mittel der Zerstreuung finden. Ausser eben natürlich Lesestoff. Es gibt zwar Modelle, die einen Webbrowser integriert haben, aber der ist kaum tauglich, um wirklich im Internet zu surfen. Während ein PC, ein Laptop, ein Tablet oder ein Smartphone für die unterschiedlichsten Dinge genutzt werden kann, ist der E-Reader voll und ganz aufs Lesen ausgerichtet.

Was spricht sonst noch für E-Books?

1. Sofort geliefert

Unsere Kinder wachsen in einer Bestellgesellschaft auf. Während wir noch für alles das Haus verlassen mussten, wissen sie längst, dass man auch vieles nach Hause kommen lassen kann. Mit einem entsprechenden E-Reader lässt sich jedes gewünschte Buch direkt vom Gerät aus ­bestellen, bezahlen – und ist in Sekundenschnelle lesebereit. Das kommt Kindern, die aus einer spontanen Laune Lust haben auf ein bestimmtes Buch, sehr entgegen.

2. Platzersparnis

Kinderzimmer sind in der Regel voll genug. Falls ein Kind richtig auf den Geschmack kommt, ist das Regal schnell voll mit «echten» Büchern, hier hat eine ganze Bibliothek auf einem schmalen Gerät Platz. Es sind je nach Gerät mehrere tausend möglich. Und E-Books sind in aller Regel deutlich billiger als gedruckte Bücher.

3. Überall lesen

Vermutlich der grösste Vorteil. Wer den E-Reader dabei hat, hat auch seine Lektüre dabei. Und muss sich am Morgen nicht einmal entscheiden, auf welches Buch er wohl am Nachmittag Lust hat.

4. Zusatzfunktionen

Es gibt E-Reader, die eine Vorlesefunktion besitzen. Wer mal eine Lesepause einlegen will, aber dennoch wissen möchte, was in der Geschichte weiter passiert, lässt sie sich einfach «erzählen». Oft sind auch Hilfsmittel eingebaut wie Worterklärungen oder die Möglichkeit, Begriffe oder Abschnitte zu markieren, um offene Fragen später zu klären. Dazu kommen Einstellungen wie Schriftgrösse oder Schriftart, die man für das individualisierte Leseerlebnis variieren kann.

5. Fast wie richtiges Lesen

Es gibt grosse Unterschiede auf dem Markt, aber ein wirklich guter E-Reader kommt bezüglich Leseerlebnisses ­einem gedruckten Buch erstaunlich nah. Der Bildschirm ist nicht mit einem Computerscreen vergleichbar, die Technologie lässt den Text wie Tinte auf Papier aussehen und belastet die Augen weniger. Viele schwören deshalb auch auf «­natürliche» E-Reader ohne Beleuchtung des Displays, die man nur bei ausreichend Tageslicht oder einer Lampe lesen kann. Das ist dann noch ein Stück näher am «richtigen» Buch. Natürlich gibt es auch solche mit beleuchtetem Bildschirm.

6. Fremdsprachen üben

Es gibt keine bessere Methode, eine Sprache richtig gut zu lernen, als nach dem Erwerb des Grundwortschatzes nach und nach Bücher in dieser Sprache zu lesen. Man stolpert immer wieder über Wörter, die man nicht kennt, kann aber ihre Bedeutung aus dem Zusammenhang erkennen – ein Erfolgserlebnis. Wenn das aber nicht geht, kann es frustrierend sein – zum Buch müsste man stets noch das Fremdwörterbuch auf sich tragen. Einige E-Reader bieten die Möglichkeit an, Wörterbücher herunterzuladen, die man dann zusammen mit dem eigentlichen Buch nutzen kann. Ein Klick, und die Übersetzung ist da.

7. Notizen machen

Früher waren unsere Bücher, die wir beispielsweise für die Schule lesen sollten, oft übersät mit Bleistiftnotizen. Auch in einem E-Book kann man Anmerkungen für den späteren Gebrauch anfügen. Aber sie sind nicht störend irgendwo an den Seiten «hingekribbelt», sondern sauber angelegt.

8. Bücher «anlesen»

Schmökern und sich dann entscheiden ist gar nicht so einfach. Klappentexten ist nicht zu trauen. Dort klingt alles meist besser, als es ist. Natürlich kann man auch in einem Buchladen einige Seiten in einem physischen Buch überfliegen. Das muss man aber an Ort und Stelle und mit der verfügbaren Zeit tun. Bei E-Books aber kann man sich eine kostenlose Leseprobe zusenden lassen, die man dann liest, wenn man Zeit hat. Und kann sich dann in Ruhe für oder gegen das Buch entscheiden.

9. Weiterführende Tipps

Wenn man einen Treffer gelandet hat und mehr davon will: Bücher vom selben Autor oder aus derselben Serie lassen sich bequem anzeigen und dann auch gleich bestellen. Zumindest diejenigen, die als E-Books verfügbar sind, und das sind immer mehr.

10. Kein Lesezeichen nötig

Ein Stück Papier, das dann in der Tasche aus dem Buch fällt oder ein «Eselsohr», damit man weiss, wo man gerade war: Das ist alles nicht so elegant. Bei einem E-Book liest man automatisch immer dort weiter, wo man gerade war. Und dank der Angabe, wie viele Seiten oder Prozent des Buchs man schon gelesen hat, ist es auch kein Blindflug, zu erahnen, wie viel Lesespass noch wartet.

Vielleicht klingt das alles dem einen oder anderen zu schön, um wahr zu sein, deshalb muss die Frage nach den Nachteilen auch beleuchtet werden. Die gibt es natürlich auch. Das «Handling» eines normalen Buchs ist flexibler, man kann bei Bedarf schneller mal wieder einige Seiten zurückblättern oder einen Blick in den hinteren Teil des Buchs werfen, ohne navigieren zu müssen. Auch sind nicht sämtliche gedruckten Bücher dieser Welt als E-Book verfügbar. Manch einer kann sich auch nicht zur Anschaffung durchringen, weil das sinnliche Erlebnis, ein Buch in den Händen zu halten, nicht originalgetreu kopiert werden kann. Ein Buch fühlt sich anders an, Papier riecht anders. Das wiederum empfinden Kinder und Jugendliche vermutlich nicht so stark wie wir.

Tipps für die Auswahl

Mit dem Boom, den E-Reader in den letzten Jahren erlebt haben, ist auch klar, dass verschiedene An­bieter auf den Plan getreten sind. Welches Gerät man kaufen sollte, hat in erster Linie mit den persönlichen Präferenzen zu tun. Die meisten Hersteller führen verschiedene Modelle, zum Teil ist man mit unter
100 Franken dabei, je nach Ausführung sind es dann schon deutlich mehr.

Was man sich fragen sollte:

  • Spielt Grösse eine Rolle? Von den meisten ­Anbietern werden verschiedene Formate angeboten. Grösser heisst: Komfortableres Lesen, aber auch ein etwas sperrigeres Gerät mittragen und in den Händen halten.
  • Wo kaufe ich meine Bücher? In der Werbung sieht es oft so aus, als stünde einem das ganze Bücher­universum offen, aber je nach Wahl des Geräts ist man in der Regel an einen bestimmten Shop ­gebunden. Da diese aber in der Regel ein umfassendes Angebot sind und bei den Buchpreisen keine riesigen Unterschiede bestehen, ist das verkraftbar.
  • Welche Funktionen sind wirklich nötig? ­Beleuchteter Bildschirm, Vorlesefunktion und so weiter sind je nach Modell zu haben, kosten aber entsprechend.
  • Design? Reine Geschmacksache, aber selbst bei einem «einfachen» Gerät wie dem E-Reader gibt es Unterschiede.