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Alarm im Körper – Stille Entzündungen

Fühlen Sie sich oft schlapp, krank oder nur halb leistungsfähig? Dahinter könnte eine «stille Entzündung», eine sogenannte «Silent Inflammation» stecken. Experten gehen davon aus, dass rund 90 Prozent aller Krankheiten auf solchen unterschwelligen Entzündungsprozessen basieren – sie markieren oft den Beginn ernsthafter Leiden.

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Bei einer sogenannten Silent Inflammation handelt es sich um eine chronische, niedriggradige Entzündungsreaktion im Körper, die lange Zeit unbemerkt bleibt. Anders als bei einer akuten Entzündung treten meist keine klaren Warnsignale wie Rötungen oder Schwellungen auf. Stattdessen schwelt die Entzündung im Hintergrund und kann zum Ausgangspunkt vieler Erkrankungen werden. Stille Entzündungen werden durch zahlreiche Faktoren begünstigt. Hier einige Hauptauslöser:

Lebensstilfaktoren:

  • Ungesunde Ernährung: Zucker, Omega-6-reiche Pflanzenfette und stark verarbeitete Produkte erhöhen die Entzündungsneigung. Im Darm kann so «Leaky Gut» entstehen, eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand.
  • Bewegungsmangel: Wer überwiegend sitzt, erhöht das Risiko stiller Entzündungen.
  • Dauerstress: Ein chronisch hoher Cortisolspiegel beeinträchtigt das Immunsystem und befeuert Entzündungsprozesse.

Umwelteinflüsse und Toxine:

  • Umweltgifte: Schadstoffe aus Luft, Wasser oder Elektrosmog können Entzündungen auslösen.
  • Schwermetalle: Quecksilber aus Amalgamfüllungen oder andere Metalle (z. B. Aluminium) können zu einer dauerhaften Belastung führen.

Infektionen und Mikrobiom:

  • Persistierende Erreger: Viren der Herpesfamilie (z. B. HSV, CMV) oder Bakterien wie Borrelien können bei geschwächtem Immunsystem chronische Entzündungen befeuern.
  • Dysbiose: Eine gestörte Darmflora oder ein Ungleichgewicht im Mund-Rachen-Bereich begünstigen stille Entzündungen.

Immunsystem und Genetik:

  • Autoimmunreaktionen: Schilddrüsenerkrankungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehen oft mit stillen Entzündungen einher.
  • Genetische Veranlagung: Ob und wie stark eine Entzündung ausbricht, hängt auch von individuellen Genen ab.

Oxidativer Stress – ein Entzündungsverstärker:

  • Stille Entzündungen erhöhen den oxidativen Stress im Körper, was eine Kettenreaktion auslöst. Freie Radikale attackieren Zellen und Gewebe, verstärken die Entzündungsprozesse und halten das Immunsystem permanent in Alarmbereitschaft. Der Körper gerät in einen Teufelskreis: Mehr Entzündung führt zu mehr oxidativem Stress – und umgekehrt.

Woran erkennt man eine stille Entzündung?

Da offensichtliche Symptome fehlen, sind regelmässige Gesundheitschecks und ein wachsames Auge auf folgende Anzeichen wichtig:

  • Anhaltende Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Häufige Infekte
  • Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen
  • Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit («Brain Fog»)
  • Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen
  • Unverträglichkeiten und Verdauungsbeschwerden
  • Schlafstörungen
  • Bei mehreren dieser Beschwerden sollte man eine ärztliche Abklärung erwägen.

Welche diagnostischen Ansätze gibt es?

  • CRP-Wert: Ein leicht erhöhter (über 0,56 mg/l) hochempfindlicher C-reaktiver Proteintest kann auf eine subklinische Entzündung hinweisen.
  • Fettsäurespiegeltest: Ein ungünstiges Omega-3- zu Omega-6-Verhältnis (z. B. 1:15 statt unter 1:4) deutet auf eine Entzündungsbereitschaft hin.

Was ist eine Neuroinflammation?

Das Gehirn verfügt über ein eigenes Immunsystem, bestehend aus Mikroglia- und Astrozytenzellen, die Schäden abwehren sollen. Werden diese Zellen jedoch überaktiv, kommt es zu einer chronisch-entzündlichen Reaktion im Gehirn – der Neuroinflammation. Auch hier beginnt ein Teufelskreis: Wächterzellen schütten Entzündungsstoffe aus, die wiederum gesunde Gehirnzellen reizen. Neuroinflammation kann sich schleichend über Jahre entwickeln, ohne klare Symptome zu verursachen. Ursachen für eine Neuroinflammation sind: systemische Entzündungen im Körper, die Signale (Zytokine) über den Blutkreislauf oder den Vagusnerv ans Gehirn senden; eine gestörte Blut-Hirn-Schranke, die normalerweise schädliche Stoffe fernhält und Gehirnareale ohne intakte Barriere – denn so gelangen Entzündungsbotenstoffe direkt ins zentrale Nervensystem. Langfristig können Gedächtnis und Denkvermögen leiden. Das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson steigt. Auch Depressionen und Dauererschöpfung («Brain Fog») hängen eng mit chronischer Hirnentzündung zusammen. Zusätzlich werden Schmerzempfinden und Stimmung beeinflusst, was die Lebensqualität erheblich mindern kann.

Wie lässt sich einer Neuroinflammation vorbeugen oder lindern?

Die gute Nachricht: Sie können selbst einiges dafür tun, stillen Entzündungen im Gehirn entgegenzuwirken. In erster Linie ist ein gesunder Lebensstil entscheidend. Dazu gehört eine entzündungshemmende Ernährung. Setzen Sie auf Lebensmittel mit hohen Anteilen an Omega-3-Fettsäuren (fetter Fisch wie Lachs, Makrele oder Sardinen) und reichlich Obst sowie Gemüse. Meiden Sie hingegen Zucker, raffinierte Kohlenhydrate und indus-triell verarbeitete Produkte. Wichtig ist zudem ausreichende Bewegung: Körperliche Aktivität, ob moderates Ausdauertraining oder Kraftsport, regt den Blutfluss an und bringt wichtige Nährstoffe ins Gehirn. Gleichzeitig werden entzündungshemmende Prozesse gefördert. Stressmanagement: Chronischer Stress hält Entzündungen am Leben. Methoden wie Meditation, Atemübungen oder Yoga helfen, den Cortisolspiegel zu senken und das Nervensystem zu beruhigen. Schlafhygiene: Während des Schlafs regeneriert sich das Gehirn. Achten Sie auf dunkle, kühle und ruhige Schlafumgebungen. Halten Sie feste Schlafzeiten ein. Mentale Fitness: Fordern Sie Ihr Gehirn, indem Sie Neues lernen oder Rätsel lösen. Bleiben Sie neugierig und aktiv, um die Bildung neuer Neuronenverbindungen zu unterstützen. Soziale Interaktion: Einsamkeit fördert Entzündungsprozesse. Pflegen Sie enge Beziehungen und regelmässigen Austausch, so profitieren Sie von einer natürlichen Schutzwirkung gegen chronische Entzündungen. Nahrungsergänzung: Omega-3-Fettsäuren über Fischöl oder Algenpräparate können helfen, Entzündungsprozesse zu reduzieren. Kurkuma (in Kombination mit schwarzem Pfeffer) besitzt ebenfalls starke entzündungshemmende Eigenschaften. Darmgesundheit: Ein gut funktionierendes Darmmikrobiom verringert systemische Entzündungen. Ballaststoffreiche Kost und probiotische Lebensmittel (z. B. Joghurt, fermentiertes Gemüse) stärken gute Bakterienstämme. Alkoholkonsum reduzieren: Regelmässiger Alkoholkonsum befeuert Entzündungen, auch im Gehirn. Planen Sie alkoholfreie Tage ein, um den Organismus zu entlasten. Umweltgifte meiden: Versuchen Sie, den Kontakt zu Schadstoffen zu minimieren – ob über Wasserfilter, natürliche Putzmittel oder plastikfreien Konsum. Auch elektromagnetische Felder (EMF) sollten kritisch betrachtet werden.

Die Schlussfolgerungen

Stille Entzündungen sollten ernst genommen werden! Silent Inflammation ist oft der unsichtbare Motor zahlreicher Beschwerden. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Lösung – dafür sind die möglichen Konsequenzen zu gravierend. Doch es gibt gute Nachrichten: Mit einer ausgewogenen, entzündungshemmenden Lebensführung lassen sich viele Risiken abwenden oder zumindest stark reduzieren. Ein gesunder Darm, eine durchdachte Ernährung und ausreichend Bewegung bilden das Fundament, auf dem der Körper (und insbesondere das Gehirn) gedeihen können. Neuroinflammation ist ein spezieller Fall stiller Entzündungen, der sich dramatisch auf Denkvermögen, Stimmung und Lebensqualität auswirken kann. Die Massnahmen gegen systemische Entzündungen wirken in der Regel auch gegen Neuroinflammation. Wer also frühzeitig beginnt, seinem Körper und Geist Gutes zu tun, legt den besten Grundstein für ein energiegeladenes und gesundes Leben.

Zur Person:

Peter Brockhaus coacht Persönlichkeiten mit seinem 5-Schritte-Coaching-System. Seine aussergewöhnliche Lebensgeschichte und seine Erkenntnisse zum Thema Langlebigkeit machen ihn zu einem gefragten Experten. Mehr über www.peterbrockhaus.de