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Mental-Training für werdende Mütter

Der Mutterleib ist das erste Zuhause jedes Menschen. Wenn es der werdenden Mama gelingt, daraus eine schützende und zugleich unterstützende kleine Welt zu machen, kann dies den Gefühlen, Hoffnungen, Träumen und Taten des noch ungeborenen Kindes eine entscheidende Richtung fürs ganze Leben geben.

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Stellen Sie sich vor, Sie wären durch eine Nabelschnur mit einem Rennvelofahrer verbunden! Sie bekämen die volle Ladung seiner Adrenalinausschüttung zu spüren. Ihr Herz würde klopfen wie wild. Ungefähr so ergeht es dem ungeborenen Kind im Mutterleib. Während der ganzen Schwangerschaft besteht eine intensive Kommunikation zwischen Mutter und Kind. Zum einen über die Nabelschnur, welche das Kind nicht nur mit allen lebenswichtigen Stoffen versorgt, sondern auch eine Vielzahl von Botenstoffen enthält.

Auf diesem Wege überträgt sich der Gefühlszustand der Mutter direkt auf das Kind. Zum andern kommunizieren Mutter und Kind auch über Bewegungen miteinander: Wenn die schwangere Frau zum Beispiel ihren Bauch streichelt… der das Ungeborene zu strampeln beginnt. Anfangs 70er Jahre haben Gynäkologen entdeckt, dass unmittelbar nach der Geburt eine Kommunikation zwischen dem Neugeborenen und seiner Mutter besteht – das so genannte Bonding.  Diese Entdeckung revolutionierte die Gebärabteilungen der Spitäler: So wurden jetzt die Geburtsmöglichkeiten den Bedürfnissen von Mutter und Kind angepasst. Das Neugeborene durfte nach der Geburt bei seiner Mutter bleiben, um die Entwicklung eben dieser Gefühlsbindung, des Bondings, zu fördern. Heute wissen wir, dass ein Kind von den ersten Lebensmonaten im Mutterleib an ein waches, fühlendes und reagierendes Wesen ist, und dass die Kommunikation zwischen der Mutter und ihrem Kind schon lange vor der Geburt funktioniert.

Ab dem 5. Schwangerschaftsmonat kann das Ungeborene bereits gut hören, die Augenlider sind aber noch fest geschlossen. Ungefähr im 6. Schwangerschaftsmonat reifen die Zellen in der Hirnrinde, die am bewussten Denken beteiligt sind. Das bedeutet, das Ungeborene kann Erinnerungen speichern und auf einem ganz einfachen Niveau lernen! «Stimmt das wirklich?» werden Sie sich vielleicht fragen. Ihre Skepsis ist begründet. Oder können Sie sich etwa an die Zeit im Mutterleib erinnern? Höchstwahrscheinlich eher nicht, denn diese pränatalen Erinnerungen können nicht mit den unsrigen verglichen werden. Es handelt sich dabei viel mehr um diffuse Gefühlsbilder, die sich im Hirn des Ungeborenen festsetzen. Und je öfter diese Gefühlsbilder bestätigt werden, umso fester manifestieren sie sich und prägen die Persönlichkeit des Kindes.

Neue Wege bei der Geburtsvorbereitung

Wenn negative Gefühle sich ungut auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes und auf die Geburt auswirken, dann müssten doch lebensbejahende Emotionen wie Glück, Hochgefühl und Liebe zur gesunden Entwicklung des Kindes beitragen, sagte sich Mentaltrainerin Sandra Martino und entwickelte eine neue Methode der Geburtsvorbereitung. «Es gibt viele Wege zum Ziel, resp. zu einer positiven und gesunden Einstellung zum Körper und der Geburt», weiss Sandra Martino. «Jede Schwangere muss ihren eigenen gehen. Mit dem Mentaltraining möchte ich werdenden Müttern helfen, sich optimal auf die Geburt und die Elternschaft vorzubereiten. Meine Überzeugung ist: Für eine umfassende Vorbereitung reicht das Erlernen einer Atemtechnik oder anderer isolierter Methoden nicht. Unter der Geburt muss die Frau eventuell auch in einer unerwarteten Situation flexibel reagieren – und sich darauf einlassen können. Der Umgang mit der Geburt ist zuallererst eine Einstellungssache. Und um die eigene Einstellung zu finden, habe ich das Mentaltraining entwickelt. Zusammen arbeiten wir mit ganz bestimmten Tools. So lernt die werdende Mutter nach und nach, allfällige Ängste abzubauen, aus eigenen Ressourcen zu schöpfen und in ihrem Bauch eine liebevolle und unterstützende Umgebung für ihr Kind zu schaffen.» Welches sind denn die Unterschiede vom Mentaltraining zur konventionellen Geburtsvorbereitung? «Wir bieten keine einzelne Methode, sondern eine ganzheitliche Mischung von fundierten Hintergrundinformationen, gezielten Übungen gegen Beschwerden, für die Körperwahrnehmung, die Kontaktaufnahme zum Kind, für den Atem, aber auch Paarübungen und Massagetechniken werden erlernt,» erklärt Sandra Martino. «Alle Übungen sind wirklich einfach anzuwenden, alltagstauglich und vielfach erprobt.»

Und die Väter?

Zwar können werdende Väter nicht so direkt Einfluss nehmen auf das Ungeborene wie die Mutter, doch tragen sie mit ihrer Liebe zur Frau und zum Kind wesentlich zum glücklichen Verlauf der Schwangerschaft bei. Sandra Martino hat deshalb das mentale Geburtsvorbereitungstraining für beide Elternteile konzipiert. «Die meisten dieser Techniken lassen sich auch auf andere Lebenssituationen übertragen», erklärt Sandra Martino. «Wer sie beherrscht, fördert also nachhaltig das allgemeine Wohlbefinden der ganzen Familie.»