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Die Geburtswelle

Um die Geburtswelle zu verstehen, braucht es zuerst eine Vorstellung vom weiblichen Becken.

Bild: © hep-verlag

Die wichtigsten Teile des Beckens sind: das Schambein mit der Schambeinfuge (gelb), die Sitzbeinhöcker (grau), die breiten Beckenschaufeln (rot), das Kreuz- und Steissbein (grün).

Die Geburt ist unter anderem die Begegnung zwischen einem zwar beweglichen, aber harten, stabilen Beckenknochenring und dem verformbaren Schädelchen des Kindes. Dass diese Begegnung vom Körper als schmerzhaft empfunden wird, ist nachvollziehbar.

Die Auseinandersetzung mit dem Becken ist wichtig, denn dabei entdeckt die Frau, dass das bewegliche Becken aus mehreren sehr empfindlichen Knochen besteht, die gleichzeitig hart und stabil sind. Die Berührung des empfindlichen Schambeinknochens löst möglicherweise Schamgefühle aus. Um Missverständnissen vorzubeugen, sollte sich die Frau vor der Geburt dieser Empfindlichkeit stellen und sie eventuell auch hinterfragen.

Was ist eine Geburtswelle?

Der Geburtsablauf ähnelt einer Welle:

Das Köpfchen des Kindes taucht ins kleine Becken hinein, um sich unter dem Schambein hindurch hinauszuarbeiten. Dieser Bewegungsablauf kann als Geburtswelle bezeichnet werden.

Wie läuft die Geburtswelle ab? Weshalb ist sie wichtig?

Die Geburtswelle ist wichtig, um den Ablauf der Geburt bzw. den Weg des Kindes durch den weiblichen Körper zu verstehen. Die Wellenbewegung ist von Natur aus im Körper der Frau vorgegeben. Schon lange vor der Geburt merkt die Frau, wie ihr schwangerer Bauch sie beim Sitzen dazu zwingt, die Beine auseinanderzuhalten, um dem Bauch ganz einfach Platz zu machen. Dies ist die richtige Haltung für die Geburt, da das Köpfchen so in das kleine Becken hinein kann.

Dieselbe Haltung nimmt die Frau während der Geburt ein: Sie kippt das Becken nach vorne und öffnet so ihren Körper für ihr Kind.

Die Eröffnungsphase mit den Eröffnungswehen hat begonnen. Diese Phase dauert meistens am längsten. Am Ende der Eröffnungsphase wird die Frau oft unruhig und ist der Verzweiflung nahe, denn die Begegnung des Kindsköpfchens mit dem kleinen Becken ist nun am intensivsten und schmerzvoll. In diesem emotionalen Zustand sieht die Frau oft keinen Ausweg mehr, möchte aufgeben und würde schnell und ohne großen Widerstand jede von außen vorgeschlagene Lösung akzeptieren.

Aber eigentlich findet nun der Übergang zur Austreibungsphase statt und ihr Körper verlangt eine andere Position: eine runde Haltung mit nach hinten gekipptem Becken, damit die Frau ihr Kind mithilfe der Presswehen unter dem Schambein durch hinausschieben kann.

Übung: Becken

Setzen Sie sich umgekehrt auf einen harten Stuhl. Schliessen Sie die Augen und versuchen Sie, Ihre knöchernen Sitzbeinhöcker zu spüren. Diese beiden Knochen sind die Kontaktpunkte, auf denen Sie täglich sitzen. Legen Sie Ihre Hände jetzt unter die Sitzbeinhöcker und spüren Sie den großen Abstand zwischen den beiden Höckern. Legen Sie nun beide Hände auf die Beckenschaufeln. Machen Sie sich den Umriss Ihres ganzen Beckens klar und nehmen Sie es bewusst wahr. Verlagern Sie nun eine Hand nach vorne auf das Schambein und die andere Hand nach hinten auf das Kreuz- und Steissbein. Es geht darum, den Weg des Kindes durch Ihren Körper zu verstehen, um so das eigene Körperbewusstsein zu schärfen und Ängste abzubauen.