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Wenn Kinder husten

Viele Eltern wenden sich an den Arzt, wenn ihr Kind längere Zeit hustet. Oft sind die Eltern besorgt, weil der Husten nicht mehr weggeht, verordnete Therapien nicht anschlagen oder der Erfolg nur von kurzer Dauer ist.

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Husten ist nur ein Symptom, aber noch keine Diagnose. Dauert ein Husten länger als zwei Wochen, sollte man die Ursache genau abklären lassen. Meistens deutet ein solcher Husten auf eine gereizte Bronchialschleimhaut hin. Die Ursache dafür kann ein Infekt der Atemwege sein, der sich jeweils in den Herbstmonaten häuft, oder eine allergische Reaktion der Bronchien auf die Hausstaubmilbe. Im Herbst steigt die Milbenkonzentration bei uns wieder an; die Temperaturen sinken, die werden Räume beheizt und weniger gut gelüftet. Im Frühling dann plagt viele der Blütenstaub. Birkenpollen können bereits im Januar vorkommen, Hasel- und andere Sträucher folgen im März. Während Pollen bei vielen Heuschnupfen auslösen, macht sich bei einigen Kindern vermehrt ein Pollenasthma bemerkbar.

Kommen in der Familie des Kindes allergische Krankheiten wie Hautausschläge, Heuschnupfen oder Asthma vor, und hält der Husten beim Kind über Wochen an, handelt es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um ein Kinderasthma. Dieses sollte bei einem Facharzt abgeklärt werden. Die häufigste Frage, die Eltern stellen, ist: „Warum gerade bei meinem Kind?“ Im Unterschied zum lungengesunden Kind hat das Asthmakind eine Veranlagung für empfindliche Bronchien von seinen Eltern geerbt. Das Bronchialsystem solcher Kinder reagiert bereits sehr empfindlich  auf kleinste Reize wie Infekte, kalte Luft, Anstrengung oder Allergien.

Medizinische Abklärung

Nebst der sorgfältigen Befragung zur persönlichen Vorgeschichte des Kindes sollten Allergietests sowie eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden. Die kleine Prüfung (Spirometrie) ist bei Kindern ungenügend, da sie bei zwei Dritteln der Fälle normale Lungenfunktionsdaten ergibt. Tatsächliche Defizite wie eine überblähte Lunge oder verkrampfte Bronchien können nur mittels einer umfassenden Lungenfunktionsprüfung (Plethysmographie) sowie der Messung des ausgeatmeten Stickoxids erfasst werden. Alle diese Untersuchungen können bei Kindern ab viereinhalb Jahren schmerzlos und innerhalb von 30 Minuten durchgeführt werden. Sie ermöglichen nicht nur eine exakte Diagnose, sondern auch die Beurteilung des Schweregrades der Krankheit.

Die geeignete Therapie

Aufgrund dieser Abklärungen kann eine entsprechende Therapie angesetzt werden, welche meistens aus einer regelmässigen Inhalationstherapie besteht. Hustensirup hingegen wirkt nur wenig. Er kann die sogenannte „bronchiale Übererregbarkeit“ nicht beeinflussen und dämpft lediglich den Hustenreflex, der eigentlich als Schutzreflex zur Reinigung der Lunge wichtig ist. Es ist also wichtig, dass Eltern und Kind verstehen warum, wie und wie lange eine solche Inhalationstherapie durchzuführen ist. Nur wenn das Kind zwei bis dreimal täglich korrekt inhaliert, können die Beschwerden verschwinden. Zudem hat diese Therapie auch einen präventiven Nutzen, da sie einem weiteren Ausbrechen des Asthmas entgegenwirkt. Das Ziel dieser Asthmabehandlung ist es, den bronchialen Entzündungsprozess in den Griff zu bekommen, die Barrierefunktion der Schleimhaut wieder herzustellen und den Reinigungsprozess der Bronchialschleimhaut zu verbessern.

Dem Kind angepasste Inhaliergeräte

Beim Klein- und Schulkind erfolgt diese Inhalationstherapie mittels Dosier-Aerosol-Geräte, welche in eine entsprechende Vorsatzkammer gesteckt werden, so dass das Kind die Aerosolwolke als feiner Sprühnebel in 5-10 ruhigen Atemzüge inhalieren kann. Dabei ist es wichtig, dass die Grösse der Vorschaltkammer den physikalischen Bedingungen zur Generierung einer guten Aersolwolke einerseits und dem Atemmuster des Kindes andererseits angepasst ist. Der Babyhaler®, der ursprünglich zur Inhalationstherapie bei Säuglingen entwickelt und evaluiert worden ist, erfüllt diese Kriterien am idealsten. Er kann auch als „Ladyhaler“ bei grösseren Mädchen oder als „Herohaler“ bei Knaben eingesetzt werden. Bei Kindern über 12 Jahren kann die Therapie mittels Pulver-Inhaliergeräten wie zum Beispiel dem Turbuhaler oder dem Diskus erfolgen. Damit diese Therapien richtig wirken, muss das Inhalat, ob Aerosol oder Pulver, tief in die Bronchien eindringen können.

Quelle/Text: Prof. Dr. med. Richard Kraemer, Chefarzt Kinder-Lungenmedizin, Sprechstunden im Salem Spital Bern und in der Kinder-Performance Zürich