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Hör mal auf zu quengeln!

Nörgelnde Menschen sind anstrengend – seien sie gross oder klein. Doch gerade auch die Kleinen können Eltern mit ständigem Jammern, Klagen und Motzen ganz schön nerven. Lassen Sie sich nicht auf die Palme bringen! Wir verraten ein paar bewährte Tipps.

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«Du nervst!» Auf diese kurze Formel bringt es Susanne Widder, Mutter des fünfjährigen Benjamins. «Kürzlich musste ich mich wieder einmal richtig beherrschen», erzählt die 32-Jährige. «Schon morgens ging es los mit ‹ich will dies nicht und ich will das nicht. Beim Einkaufen dann wollte er unbedingt Süsses und quengelte an der Kasse wie ein Dreijähriger in der Trotzphase. Mein Sohn kommt mir echt vor wie der Hans im Kindervers Hansdampf im Schneckenloch hat alles, was er will. Und was er will, das hat er nicht und was er hat, das will er nicht.› Manchmal frage ich mich wirklich, warum er so unzufrieden ist.» Ja, warum?

Nörgeln und Quengeln ist gerade unter Vorschul- und Kindergartenkindern stark verbreitet. Sie sind in einem Alter, wo sie ihre Empfindungen und Anliegen meist noch nicht in angemessener Weise zum Ausdruck bringen können. Doch wie sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, wissen sie oft schon sehr gut. Und so setzen sie verständlicherweise die Mittel ein, die funktionieren: Klagen, Trotzen, Motzen – und dies vielleicht auch noch mit weinerlicher oder fordernder Stimme. Kein Wunder, zerrt das Genörgle früher oder später an der Nerven betroffener Eltern – sie werden unwirsch und im schlimmsten Fall rutscht manch einem gar mal die Hand aus. Doch Schimpfen, Strafen und Schlagen sind keine idealen Reaktionen, denn so kann die Situation schnell in einen Machtkampf ausarten. Und das muss nicht sein. Denn schliesslich geht es nicht darum, den quengelnden Sprösslingen das Recht auf ihre Gefühle zu verweigern. Im Gegenteil! Die Kleinen sollen lernen, ihre Bedürfnisse adäquat auszudrücken. Versuchen Sie also, gelassen zu bleiben und herauszufinden, warum Ihr Kind nörgelt: Ist es frustriert und findet es nicht die richtigen Worte, um seine Enttäuschung oder Wünsche auszudrücken? Ist es verwirrt oder unsicher? Vielleicht weiss es einfach nicht genau, was es wirklich will oder braucht? Ist es eifersüchtig, beispielsweise weil Sie am Telefon sind oder keine Zeit haben? Fühlt es sich zurückgesetzt und unverstanden? Hat es Hunger oder Durst? Ist eventuell eine Krankheit im Anzug, fühlt es sich körperlich unbehaglich oder ist es einfach nur müde? Versuchen Sie, die Signale Ihres Kindes zu verstehen und probieren Sie den einen oder anderen der folgenden drei Anti-Nörgel-Tipps aus.

Tipp 1: Gefühle benennen

Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass die Benennung von Emotionen eine beruhigende Wirkung auf die Nerven hat. Übrigens auch auf die der Eltern. Kleine Kinder kennen noch nicht alle Wörter, um ihre Empfindungen auszudrücken. Lassen Sie deshalb Begriffe und mögliche Erklärungen einfliessen, z.B.: «Bist du wütend? Enttäuscht? Oder magst du nicht Ordnung machen, weil du müde bist?» So kommen Sie mit Ihrem Kind ins Gespräch und können herausfinden, warum es unzufrieden ist. Ihr Kind fühlt sich ernst genommen, und sein Vertrauen wächst.

Tipp 2: Auf keinen Fall nachgeben

Kinder lernen sehr schnell, wo ihre Druckmittel liegen, um etwas auszuhandeln. Ob Quengeln ein gutes Mittel ist, ihr Ziel zu erreichen, hängt hauptsächlich von den Reaktionen der Eltern ab. Wird das Nörgeln belohnt, indem die Eltern doch irgendwann genervt nachgeben, hat es sich aus Sicht der Kinder als eine erfolgreiche Strategie erwiesen. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wird dann wieder rumgenervt – schliesslich hat es ja beim letzten Mal geklappt. Deshalb: Machen Sie klare Ansagen, z.B. «Hör auf, es reicht jetzt. Ich mag kein Quengeln.» Und bleiben Sie konsequent. Kinder müssen lernen, ein «Nein» zu akzeptieren.

Tipp 3: Eigenverantwortung übernehmen

Jammernde Kinder sind oft verwöhnt und / oder unterfordert. Durch ständige Serviceleistungen fühlen sie sich nämlich nicht angenommen, sondern eher frustriert, da der Mangel an Eigenerfahrung und verantwortung unsicher und abhängig macht. Ein Mehr an Wissen, Können und Erfahrung ist daher eine wirksame Medizin bei innerer Unzufriedenheit. Übrigens nicht nur bei Kleinkindern! Vermitteln Sie Ihrem Kind, wie es selbst Verantwortung für sein Wohlbefinden übernehmen kann, zum Beispiel beim Telefonieren: Bevor es sich meldet, weil Sie telefonieren oder noch etwas im Haushalt oder am Computer fertig machen wollen, erklären Sie: «Ich muss jetzt telefonieren/arbeiten. In dieser Zeit kannst du neben mir mit dem Spielzeugtelefon Büro spielen. Falls das nicht klappt, bringe ich dich in ein anderes Zimmer.» Stellen Sie einen Wecker, damit Ihr Kind weiss, wann Sie wieder ansprechbar sind. Oder beim Einkaufen: Erklären Sie schon vor dem Betreten des Ladens mit fester Stimme: «Wir kaufen heute keine Süssigkeiten. Wenn wir unser Brot eingekauft haben, holen wir auch noch deine Lieblingsfrüchte – frische Himbeeren. Holst du sie?» Beim Essen: Viele Kinder können auch ganz schön wählerisch sein, was das Essen angeht und nörgeln dauernd. Lassen Sie sie in der Küche mitwirken! Eine Forscherin der ETH Zürich hat in einer Studie herausgefunden, dass jene Kinder am wenigsten heikel sind, die den Eltern beim Kochen mithelfen. Eltern sollten daher versuchen, ihre Kinder in die Essenszubereitung miteinzubeziehen und das Kochen zu einem gemeinsamen Erlebnis zu machen. Dabei sei es wichtig, dass die Kinder nicht nur beim Kochen zuschauen oder bloss helfen, den Tisch zu decken. Vielmehr soll man ihnen die Verantwortung übertragen für kleine Aufgaben beim Kochen.